01.12.2017  LIQUI MOLY HBL

Dominik und Isabell Klein - Deutsche Handball-Liebe in Frankreich

Seit eineinhalb Jahren leben und spielen Dominik und Isabell Klein Handball in Nantes. Während für Isabell am Freitag mit den Ladies die Heim-WM beginnt, steht Dominik in Frankreich auf dem Parkett. Im Interview erzählen sie von den Schwierigkeiten einer Profihandballer-Ehe, dem Leben in Frankreich und blicken auf die anstehende Heim-WM.

Isabell, die Heim-WM steht endlich vor der Tür! Fühlt es sich anders an als vor anderen internationalen Turnieren?

Isabell Klein: Das Medienaufkommen ist auf jeden Fall größer und das Kribbeln wird von Tag zu Tag mehr. Natürlich ist es etwas ganz Besonderes im eigenen Land und vor den eigenen Fans aufzulaufen. Im Team sind wir aber nach wie vor sehr entspannt. Wir haben eine super Truppe und freuen uns, dass es dann endlich losgeht.

Dominik, hast du denn zu Hause gemerkt, dass die Spannung so langsam steigt?

Dominik Klein: Wie es vor so einer WM nun mal ist, war Isi in der Vorbereitung viel unterwegs. Daher konnte ich zu Hause gar nicht so viel mitbekommen. Nervosität spüre ich bei ihr aber überhaupt nicht, eher eine große Vorfreude.

Isabell, Dominik ist ja schon Weltmeister. Gibt es so etwas wie eine sportliche Konkurrenz zwischen euch? Ist es ein Ansporn für dich, bei den WM-Titeln mit ihm gleichzuziehen?

Isabell Klein: Eine sportliche Konkurrenz gibt es bei uns überhaupt nicht. Das ist viel mehr ein mitfiebern und mitfreuen und eine sehr gute Teamarbeit. Nur um mit ihm gleichzuziehen brauche ich keinen WM-Titel. Und auch unser dreijähriger Sohn würde sich über egal welche Medaille freuen, mit der er spielen kann. Colin kann die Farben eh noch nicht richtig einordnen (lacht).

Dominik, hast du Isabell einen Glücksbringer mitgegeben?

Dominik Klein: Der Glücksbringer macht sich schon bald auf den Weg, denn unser Sohn wird für die Vorrunde nach Leipzig kommen und Isi und den Ladies vor Ort die Daumen drücken. Und ein weiterer war schon per Post unterwegs (grinst).

Für dich ist es nicht ganz so einfach möglich vor Ort zu sein. Während Isabell für Deutschland auf der Platte steht, bist du in Frankreich für deinen Verein im Einsatz. Wie bleibt ihr während der Weltmeisterschaft in Kontakt?

Isabell Klein: Wir bekommen immer abends unseren Plan für den nächsten Tag. Da schaut man dann natürlich direkt, wann sich Zeitfenster finden, um sich zum Beispiel über Facetime zu sehen.

Dominik Klein: Das ist manchmal gar nicht so einfach, da es bei unseren Trainings- und Spielplänen natürlich oft Überschneidungen gibt. Ich denke aber, dass es um die Mittagszeit ganz gut ausschauen könnte, da die WM-Spiele ja am Abend stattfinden.

Isabell Klein: Und für zwischendurch gibt es ja auch noch WhatsApp, SMS und Co. Das kriegen wir schon organisiert.

 

Jubeln im Spiel gegen Szeged, das ist unsere Mission heute ???????????????? #bringdichineingutenzustand

Ein Beitrag geteilt von Dominik Klein (@dominikklein33) am

Organisation spielt sicher auch sonst eine große Rolle in eurem Leben, immerhin seid ihr eine Profi-Sportlerfamilie inklusive kleinem Kind.

Isabell Klein: Absolut, ohne eine gute Organisation geht es nicht. Wir haben einen großen Familienkalender zu Hause, in den wir immer für die nächsten zwei Wochen alle Termine eintragen. Und dann hilft uns auch noch ein Au-Pair-Mädchen, ohne die es nicht gehen würde.

Dominik Klein: Zu den Trainingsplänen von gleich zwei Profimannschaften kommen die vielen Reisen zu Auswärtsspielen. Da wir mit Nantes auch Champions League spielen, bin ich sehr viel mit dem Flieger unterwegs. Da kann es schon passieren, dass wir beide auswärts übernachten müssen. Immerhin spielt Isi dieses Jahr keinen Europapokal, was das ganze zumindest etwas entspannt hat.

Isabell Klein: Von Januar bis März gab es zum Beispiel keinen einzigen Tag, an dem wir alle drei frei hatten. Und wenn wir auswärts spielen, ist das Vermissen für Mann und Kind natürlich groß. Das wussten wir aber schon vorher, das ist unser Leben. Und da wir beide Profi-Handballer sind, ist das Verständnis füreinander extrem groß. Wir unterstützen uns wo es nur geht.

Was hat sich durch euren Umzug nach Frankreich verändert? Habt ihr euch verändert?

Isabell Klein: Was man sich von den Franzosen durchaus abschauen kann, ist eine gewisse Lockerheit. Ich glaube aber, wir sind trotzdem noch sehr deutsch geblieben.

Dominik Klein: (lacht) Das denke ich auch. Der Franzose an sich macht auch mal gerne zwei Stunden Mittagspause und das Essen steht hier an erster Stelle. Die Zeit gab es bisher aber einfach noch nicht her, allzu viele Angewohnheiten anzunehmen. Mittags freuen wir uns, wenn wir unseren Sohn von der Schule abholen und etwas Zeit zu dritt verbringen können.

Das wird in den nächsten Wochen eher weniger möglich sein, je nachdem wie lange die Ladies im Turnier bleiben. Dominik, was traust du Isabell und der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zu?

Dominik Klein: Ich wünsche mir an erster Stelle, dass sie begeisternden Handball spielen und ganz Deutschland zeigen, wie gut sie tatsächlich sind. Ich habe seit 2001, also quasi seit ich Isi kenne, sehr viele Frauenhandball-Spiele auf ganz hohem Niveau gesehen. Und ich bin mir sicher, dass sie das ausgegebene Ziel Halbfinale auf jeden Fall schaffen können.

Isabell, eine große Rolle spielt dabei auch euer Trainer. Was für ein Typ ist Michael Biegler?

Isabell Klein: Er hat einen ganz klaren Plan, was er wie erreichen will. Und den zieht er genauso durch. Er ist sehr akribisch und ein großartiger Motivator. Er ist extrem aufmerksam und beobachtet ganz genau, was um ihn herum passiert. Er lebt diese Begeisterung und Hingabe für den Handball komplett vor.    

Und wie weit kann euch das bei der Heim-WM tragen?

Isabell Klein: Ich denke, die üblichen Verdächtigen wie Norwegen, Holland und Frankreich werden wieder eine gute Rolle spielen. Was aber so ein Heimvorteil bewirken kann, habe ich schon 2007 bei den Männern miterlebt. Ich denke, das können wir auch für uns nutzen und daher sehe ich dem Ziel Halbfinale durchaus positiv entgegen.

Und wie sehen eure weiteren Zukunftspläne aus?

Dominik Klein: Wir werden uns Anfang des kommenden Jahres Gedanken machen, wie es weitergeht. Uns geht es gut, wir merken aber, dass Zeit für die Familie immer wichtiger wird.

Vielen Dank für das Gespräch!